Vertrauen statt Kontrolle – ein evolutionärer Sprung

Kreative Wege Unternehmen neu zu gestalten ergeben sich in der Auseinandersetzung der Führungskräfte mit ihrem eigenen Potential.

Der Unternehmensalltag wird zunehmend bestimmt durch Kennzahlen, Controlling-Abteilungen und „Forecasts“. All dies soll dazu beitragen Kontrolle auszuüben, bzw. ist es Ausdruck der Angst, die Kontrolle zu verlieren. Heute sind wir an einem Punkt angekommen, an dem all diese Bemühungen gescheitert sind. Je mehr Kontrollinstanzen in den Unternehmen etabliert werden, desto kreativer werden die Mitarbeiter diese zu umgehen.

Worum geht es?

Die Art und Weise wie wir heute in Unternehmen zusammenarbeiten, muss neu gedacht werden. Im ersten Schritt bedeutet es, den Wunsch nach Kontrolle loszulassen. Weniger Kontrolle bedeutet mehr Freiraum. Diesen gilt es jetzt mit vertrauensvollen Beziehungen zu füllen. Voraussetzung dazu ist im zweiten Schritt echtes Interesse an den Mitarbeitern. Kontrolle und Manipulation werden ersetzt durch Vertrauen und Ehrlichkeit. Ein gesundes Vertrauen in das eigene Potential, ermöglicht uns ehrliche Beziehungen zu Mitarbeitern und Kollegen zu pflegen.

Je besser wir uns kennen, desto mehr Vertrauen entwickeln wir in unser eigenes Potential. Zu wissen, wer wir selbst sind, bedeutet auch zu wissen, welche (meistens unbewusste) Werte uns im Alltag leiten. So blicken wir z.B. mit dem Spiral Dynamics-Modell von Don Beck in einen Spiegel unserer eigenen Wertesysteme. Es beschreibt Sichtweisen, die Menschen während ihres Lebens durchschreiten. Spiral Dynamics ist ein Weg sich selbst kennen zu lernen. Die Werteebenen bieten Führungskräften einen Blick in ihr eigenes Selbstverständnis, einen Weg in sich selbst hinein. Spiral Dynamics bietet Führungskräften aber auch eine Betrachtungsweise und eine Möglichkeit des Zugangs zu den Wertesystemen ihrer Mitarbeiter und kann so helfen, vertrauensvolle Beziehungen zu ihnen aufzubauen.

Wenn die Beziehungen innerhalb einer Firma nicht stimmen, wird die Firma scheitern und eingehen. Dann werden größere Entscheidungen falsch getroffen, weil die Beziehung im Team nicht stimmt. Denn Führung meint nicht das Verhalten von Vorgesetzten. Führung ist ein relationales Geschehen, d.h. ein Beziehungsgeschehen, das immer stattfindet zwischen Führenden und Geführten. Nur wer sich ganz in eine Beziehung hineingibt und sich nicht von dem zu Führenden abkoppelt, wird einen Mitarbeiter erfolgreich führen können. Und dies ganz ohne Zwang, Druck und Angst.

Beziehungen sind nicht planbar. Jeder Versuch Beziehungen kontrollieren zu wollen, engt den Spielraum aller Beteiligten ein und führt zu Konflikten und Frustrationen. Führung bedeutet sich einzulassen, selbst und bewusst unsichere Situationen zu durchleben.

Dabei bieten die Mitarbeiter wertvolle Hilfestellungen an. Durch ihre Mitarbeiter bekommt die Führungskraft ständig Feedback und kann aus deren Reaktionen Rückschlüsse über die eigene Perspektive schließen. Die Führungskraft akzeptiert ihre eigene Begrenzung und erkennt an, dass sie Wahrnehmungsfehler hat. Sie muss daher ständig nach Verbesserungen für das eigene Führungsverhalten suchen. Somit ist die Führungskraft ständig in einer Reflexion über sich selbst, über ihre sozialen Konstellationen, ihr Verhalten und kann Entwicklungschancen für sich selbst, aber auch für ihre Mitarbeiter besser wahrnehmen. Die Führungskraft, die herrscht und beherrscht ist ein Modell untergehender Unternehmungen. Kreative Wege Unternehmen neu zu gestalten, ergeben sich in der Auseinandersetzung der Führungskräfte mit ihrem eigenen Potential.